Computerspiele werden sozialkritisch…
In der PAGE Ausgabe 12.2006 las ich erstmals über sozialkritische Games. Eins bis zwei Wochen später kam dann noch ein Bericht im ARTE Jugendmagazine Tracks dazu. Daher scheint sich die Bewegung sozialkritischer Spiele langsam als Underground Bewegung zu etablieren. Besonders interessant finde ich dabei, wie sich die Game Designer die Interaktivität zu Nutzen machen. Sie bringen den User zielgerichtet dazu eigene Assoziationen zu knüpfen, die sehr den Intentionen (Absichten) der Game Designer entsprechen. Der User nimmt durch die eigens erstellten Assoziationen (bzw. denkt der User das) die Geschichte mit ihren Intentionen viel bewusster wahr und speichert diese auch viel besser als z.B. Videoinhalte in seinem Gehirn ab. Diesen Vorteil der Interaktion versuchen auch Edutainment Spiele, wie z.B. Last exit Flucht von der UNO zu erreichen. An dieser Entwicklung der Interaktivität kann man beobachten, dass wir Menschen immer mehr die Semantik der Interaktivität verstehen und diese immer mehr für unsere Intentionsverbreitung nutzen. Diese Entwicklung hat Ähnlickeiten mit der Entwicklung des Filmes. Früher hat man einfache Filme gezeigt (Dampflok fährt durch die Landschaft), dann hat man den Filmschnitt gefunden (bei der Interaktivität ist das die Interaktion mit Gegenständen). Später hat man verstanden, wie man mit Hilfe des Filmschnitt den Zuschauer in bestimmte Denkweisen einführen kann (soweit sind wir jetzt langsam bei der Interaktivität - Stichwort: Interactive Storytelling). Natürlich bringt das immer besser werdende Verständnis für Interaktivität auch Gefahren, wie zum Beispiel für Propaganda Zwecke missbraucht zu werden. Aber jetzt genug von meiner Seite darüber, schaut euch selbst mal im Netz um und bildet euere eigene Meinung zu diesem Thema.
Eine kleine Linksammlung zu den diversen Games gibt es im PAGE Weblog unter dem Thema PlayMobilisierung (man muss ein bissl runterscrollen).
Eine kleine Spielevorstellung
In dem Spiel McDonalds Videogame muss der User die Geschäftsführung des McDonalds Konzern übernehmen. Um den Erfolg des Unternehmens zu sichern, kann man die Nahrungsproduktion mit Hormonen (bei der Fleischproduktion) strecken. Oder man düngt sein Getreide bis zum Umfallen. Aber auch Korruption bei den Ernährungsberater ist ein beliebtes Mittel.
Besonders gut gefällt mir die Idee von dem Spiel September 12th. In diesem Spiel muss man versuchen Terroristen abzuschiessen, leider misslingt dieses Vorhaben immer wieder. Mit dem Ergebnis, dass nur mehr Zivilisten getötet werden. Die von den Toten geschockte Bevölkerung greift dadurch immer mehr zu Waffen und das Chaos ist perfekt.
Mit dem Thema Sicherheit am Flughafen befasst sich das Spiel Airport Security. Der Spieler verkörpert einen Security Angestellten, der die immer schärfer werdenden Sicherheitsbedingungen umsetzen muss.
Früherer Arbeitskollege Michel Wacker postete neulich ein super Spiel. Zitat:
“Sweatshop: Zeigt als Tower Defense Spiel getarnt auf, wie es um die Arbeitsbedingungen in der Billig-Klamotten Industrie bestellt ist. Nicht nur zynisch präsentiert sondern auch mit Hintergrundfakten zwischen den Leveln. Mehr systemkritische, kurzweilige Spiele wie dieses bitte”
Weiterer Spieletipp von Michel Wacker: Phone Story (Video)
Das Mobilegame The Unstoppables (2015) ist nicht wirklich ein sozialkritisches Game, jedoch ein super Beispiel wie Serious Gaming ämusant auf ein besseres Zusammenleben mit Behinderten aufmerksam machen kann.